Eröffnung: Do, 23.03.2023, 19 Uhr
Laufzeit: 24.03.– 13.05.2023
Künstler*innen: Eglė Budvytytė, Seba Calfuqueo, Caterina Gobbi, Nona Inescu, Josèfa Ntjam, Sophie Utikal
Kuratorin: Frederike Sperling
Die erste Ausstellung des Jahresprogramms 2023 des Kunstraum Niederoesterreich taucht in die chaotischen Welten der sogenannten „Virosphäre“ ein. Zugegeben, damit legen wir den Finger in eine tiefe, noch offene Wunde. Haben wir denn nicht erst schmerzlich die zerstörerischen Kräfte von Viren zu spüren bekommen? Tatsächlich haben diese Erreger gemeinhin keinen guten Ruf: Auf nahezu unbändige Weise mutieren und infizieren sie, nisten sich in Wirtszellen ein, um sich sodann rasant zu vermehren.
Und doch: Ohne Viren ist Leben auf diesem Planeten nicht denkbar, auch kein menschliches. Diese organischen Strukturen verhalten sich wie der „Klebstoff“ unserer Beziehungsgeflechte mit menschlichen und mehr-als-menschlichen Lebewesen. Durch sie gehen unsere Körper symbiotische Beziehungen mit Pilzen, Insekten, Bakterien und anderen Organismen ein, die uns untrennbar mit einem offenen System vereinen, das der Mensch nicht kontrollieren kann. Viren mit ihren disruptiven Eigenschaften lassen uns etablierte Lebensformen hinterfragen, queeren und erweitern sie. Damit eröffnen sie uns einen Vorstellungsraum, in dem emanzipatorische, hybride Lebensformen imaginiert werden können.
Die Gruppenausstellung Matrix Bodies ist ein Versuch, diesen Vorstellungsraum im Kunstraum Niederoesterreich temporär zu manifestieren. Matrix Bodies versammelt Arbeiten von den Künstler:innen Eglė Budvytytė, Seba Calfuqueo, Caterina Gobbi, Nona Inescu, Joséfa Ntjam und Sophie Utikal, die die Untrennbarkeit von Mensch und Natur beleuchten und von dort aus über transkorporeale, chimärische posthumane Lebensformen spekulieren. Sie schmieden emanzipatorische Strategien für nicht-binäre, großzügigere und vibrierende Zukünfte, beleuchten die multiplen Interdependenzen und fluiden Übergänge zwischen verschiedenen Organismen.
In einer Zeit, in der die ökologische Krise das anthropozentrische Narrativ unaufhaltbar banalisiert, beleuchtet Matrix Bodies die weit gesteckten Beziehungsnetze, die wie eine Matrix menschliche und nicht-menschliche Existenzformen verbinden. Die Schau ist ein Versuch, unsere symbiotischen Beziehungen zu unserer Umwelt in den Fokus zu rücken und als pluralistische Zukunftsvisionen weiterzudenken.
In der begleitenden Broschüre finden Sie weitere Informationen zu den einzelnen Arbeiten.